Donnerstag, 12. August 2010

Rückschau: Lesung am 18. November: PATRICK HOFMANN DIE LETZTE SAU



Samstag, 5. Dezember 1992. Muckau, ein Dorf südlich von Leipzig. Weder Wende noch Wiedervereinigung haben den Tagebau zum Stillstand gebracht. Obwohl der Zusammenbruch der Braunkohleindustrie absehbar ist, drehen sich die Schaufelräder weiter, haben sich die Bagger bis an die Ortschaft herangefressen, deren Bewohner seit einem Jahr umgesiedelt werden. Die alten Schlegels sind die letzten. Ihr Abschied von Haus und Hof steht kurz bevor. Deshalb ist die Familie zusammengekommen, um Albrechts letztes Schwein zu schlachten. Am frühen Morgen erscheint jedoch kein Schlachter, sondern eine Schlachterin und schlägt die drei Generationen dieser einst systemtragenden ostdeutschen Familie in ihren Bann. Patrick Hofmanns derb-komischer Debütroman schildert das Schicksal einer Familie in einer Region, die wie keine zweite deutsche im 20. Jahrhundert von radikalen gesellschaftlichen, ideologischen, industriellen und landschaftlichen Umwälzungen heimgesucht wurde. Stück für Stück werden mit dem Schwein die deutsche Geschichte und die kommunistische Utopie zerlegt und verarbeitet – ein Auflösungsprozess, der auch vor der Familie nicht Halt macht.

Patrick Hofmann wurde 1971 in Borna geboren. Das Abitur machte er noch in der DDR, Zivildienst schon in der BRD. Er studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Berlin, Leipzig, Moskau und Straßburg und promovierte über Edmund Husserl: Phänomen und Beschreibung, erschienen 2004 im Wilhelm Fink Verlag. Die letzten sieben Jahre lebte er in Athen, wo er u. a. in der Autovermietungsbranche, als Journalist, Chauffeur, freiberuflicher Übersetzer und Deutschlehrer tätig war. In Sinn und Form veröffentlichte er 2008 Drei Erzählungen. Die letzte Sau, erschienen 2009 im Verlag Schöffling & Co., ist seine erste belletristische Buchveröffentlichung. Patrick Hofmann lebt mit seiner Familie in Berlin. 2010 wurde er mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet.

»Ein erstaunlich gelungenes Buch – von einem Autor, der so entschlossen und originell debütiert, ist noch einiges zu erwarten. Es wäre schade, wenn diesen Erstling kein Schwein läse.«
Michael Martens, Frankfurter Allgemeine Zeitung

PATRICK HOFMANN DIE LETZTE SAU
am Donnerstag, 18. November 2010
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

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